Sobald besondere Gäste in der Stadt sind, gibt es noch mehr gute Gründe, besondere Orte zu besuchen. Vor ein paar Wochen hatte ich das Glück, das meine liebe Freundin Aurelia Hamm, vom Weingut Hamm, in Hamburg war. Endlich wieder Zeit und ein fantastischer Grund das Restaurant haebel auf St. Pauli zu besuchen. Seit nun einem Jahr existiert die ehemalige Tarterie unter dem Namen haebel. haebel steht für „Nordic French Cuisine“. Weil nicht jeder weiß, was damit gemeint ist. Koch und Besitzer Fabio Haebel und sein Team servieren klassisch französisch inspirierte Küche mit dem Einfluss der gradlinigen, modernen skandinavischen Küche. Dabei wird besonders viel Wert auf Regionalität und saisonale Produkte gelegt. Wer Fabio kennt, weiß wie wichtig ihm die Herkunft seiner Produkte ist. Nur konsequent ist es daher, jeden Monat ein wechselndes Menü anzubieten, welches genau diese Ansprüche in den Vordergrund stellt. Das Carte Blanche Menü im haebel liegt bei absolut angemessenen 77 Euro. Dazu kommt gegebenenfalls 44 Euro für die Weinbegleitung.

Im haebel kann man den Köchen in der offenen Küche wunderbar auf die Finger schauen.
haebel – die Location
Wer das haebel betritt fühlt sich wohl. Sicherlich sollte man kleine und gemütliche Lokalitäten mögen. Vor allem ist es wichtig rechtzeitig einen Tisch zu reservieren, da es im haebel nur wenige Tische gibt. Der rote, französische Faden zeigt sich bei den Marmortischen, die stark an Pariser Bistros erinnern. An den Tischen sitzt man vielleicht etwas eng, was die Kommunikation am Tisch jedoch deutlich erleichtert. Obwohl nicht viel Platz ist, hat man trotzdem nicht da Gefühl zu dicht an seinem Nachbarn zu sitzen. Niemand möchte schließlich, dass der Nachbar jedes gesprochene Wort mithören kann. Im Restaurant präsentieren regelmäßig unterschiedliche Künstler ihre Werke und fügen sich in das Gesamtbild ein.

Das haebel ein Platz zum Wohlfühlen.
haebel – ein Ort für Weinliebhaber
Viel wichtiger als die Location ist natürlich das Essen, der Wein und sicherlich das Team. Vorne weg und eigentlich überall präsent ist Besitzer und Koch Fabio Haebel. Vielleicht hat der ein oder andere ihn schon einmal im Fernsehen gesehen. Neben seinem eigenen Restaurant ist er als Kochbuchautor, TV Koch und für Firmen aktiv. Seit einigen Wochen ist zu seinem Restaurant die eigene Weinbar „haebel la cave“ dazu gekommen. Auf wenigen Quadratmetern werden hier Natural Weine ausgeschenkt. Besonders schön, Weine die nicht überall zu bekommen sind, werden per Glas ausgeschenkt. Ob vor dem Besuch des haebel oder für alle Weinliebhaber ist das „haebel la cave“ einen Besuch wert.

haebel la cave – Natural Weinbar in Hamburg.
Weinliebhaber kommen im Restaurant haebel genauso auf ihre Kosten. Sommelier Lutz Lonchant serviert zum wechselnden Menü die passende Weinbegleitung. Serviert werden spannende Weine von vor allem kleineren und unbekannteren Winzern. Viele werden sicherlich mit einer Neuentdeckung den Laden verlassen. Da wir mit Aurelia Hamm eine Winzerin in der Runde hatten und die anderen Gäste entweder im Weinvertieb tätig oder Weinliebhaber sind, wählten wir unsere Wein selber. Auf spannende Tipps und Details zu den Weinen und Winzern konnten wir uns bei Lutz trotzdem verlassen. Dank der im Menü enthaltenen Wasser-Flatrate bestand ansonsten keine Gefahr, dass wir dehydrieren. Bei den Preisen für eine Flasche Wasser in vielen Restaurants für mich ein weiterer Pluspunkt.

Unser Abend startete mit Freundeskreis Cuvée weiß Brut vom Sekthaus Krack.
Das November Menü im haebel
Nach einem kleinen Apperitif startete unser November Menü mit einem fantastischen Amuse Gueule. Leicht gratinierte Austern und eine kräftige Consommé. Von der Cosommé haben wir noch am nächsten Tag geträumt. Selbst die Gäste unserer Runde, die keine Austern lieben, fanden diese lecker. Außerdem ein Sträußchen Salat mit einem leckeren Dip.

Das November Menü im Restaurant haebel zum Lesen.

Amouse Gueule im haebel
Der erste Gang war vor allem durch das frittierte Sauerkraut eines meiner Highlights. Die leichte Säure und der Crunch passten perfekt zum Lamm und der Möhre und dem frischen Meerrettich. Weiter ging es mit Rote Bete, dazu Muschel, Kaviar und Dill. Für den Crunch frittierter Grünkohl. Die einzelnen Komponenten waren fantastisch. Für mich hatten die Muscheln es etwas schwer gegen die Rote Bete und den Grünkohl. Trotzdem einfach lecker.

Frittiertes Sauerkraut ist seit meinem Besuch im haebel ein Favorit.

Zwischengang im haebel mit Rote Bete, Muschel und Kaviar.

Gnocchi, Pilze serviert im Kürbis
Es ging lecker weiter mit cremigen Gnocchi dazu Pilze serviert im Kürbis. Nicht nur optisch ein fantastischer Gang. Als Wildliebhaber enttäuschte mich der Hirsch im Hauptgang nicht. Perfekt, auf den Punkt gegart, dazu Erbsen und Zwiebel. Vielleicht optisch nicht das Highlight, aber geschmacklich sehr gut. Doch genau dafür mag ich das haebel. Die Zutaten stehen im Vordergrund, da wo sie hin gehören. Am liebsten hätte ich die Jus als weiteren Gang einfach löffeln können. Fast vollendet wurde das November Menü im haebel mit einem Dessert mit Schokolade, Trüffel und Olivenöl. Fast, weil es für mich danach noch obligatorischen Käse gab, den ich meistens jedem Dessert vorziehen würde.

Hirsch, Erbsen, Zwiebel mit fantastischer Jus im haebel.

Dessert mit Schokolade, Trüffel und Olivenöl.
Neben einem fantastischen November Menü im haebel überzeugt mich die gelöste Stimmung und das nette Miteinander. Die Mitarbeiter sind bemüht einem einen fantastischen Abend zu bieten. Nie musste man lange auf den Service. Besitzer und Koch Fabio Haebel ist genau wie Sommeliér Lutz präsent ohne aufdringlich zu sein. Beim Blick in die Küche ist es wie der Blick auf die Bühne eines Theaters. Ein eingespieltes Team zaubert. Wir hatten einen gelungenen Abend und ich freue mich schon auf das nächste Menü im haebel auf St. Pauli.
Hier noch einige unserer an diesem Abend getrunkenen Weine. Wie gesagt, wir hatten nicht die Weinbegleitung.